Auf der Grundlage des Bindungsinterviews für die späte Kindheit (BISK) wurden die Bindungen zu den Pflegemüttern, SozialpädagogInnen sowie leiblichen Müttern bzw. in Einzelfällen auch Vätern untersucht.
Die Kinder waren zwischen 7,5 und 13,5 Jahre alt und hatten zumindest ein Jahr in der jeweiligen Unterbringungsform verbracht, sodass der Bindungsaufbau möglichst bereits abgeschlossen sein sollte. Der Anteil an sicher zu Pflegemüttern gebundenen Pflegekinder ist vergleichbar mit jener aus Nicht-Risikopopulationen. Insbesondere Kinder, die älter in Pflegefamilien kamen und mehr Risikofaktoren aufwiesen, wurden eher als sicher gebunden bewertet. Dabei konnten starke Zusammenhänge mit Feinfühligkeit der Pflegemütter und Schutzfaktoren als vermutlich ausgleichende Bedingungen festgestellt werden. Die Bindungen der Pflegekinder zu ihren leiblichen Eltern waren in einem überwiegenden Anteil aufgrund zu geringer oder überhaupt fehlender Kontakte nicht bewertbar oder wurden ausschließlich als stark unsicher eingestuft. Es wurde angenommen, dass Pflegekinder Bindungen zu ihren leiblichen Eltern entweder nicht aufbauen konnten, oder diese im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Die Bindungen der Kinder aus den Wohngemeinschaften zu ihren leiblichen Eltern wurden als unsicher und häufig desorganisiert bewertet. Die Kinder dürften diese Bindungsstrategie auf ihre Beziehung mit den SozialpädagogInnen übertragen, daraus entwickelt sich jedoch zumeist keine Bindungsbeziehung. Die Beurteilung der Enge der Bindung mit einer in dieser Studie erstellten Skala legt nahe, dass SozialpädagogInnen nur ausnahmsweise als Bindungspersonen in Frage kommen, während Pflegemütter als Bindungspersonen bestätigt wurden. Die WG-Kinder weisen gegenüber den Pflegekindern deutlich häufiger Desorganisation und Verhaltensprobleme auf. Im Vergleich zu Nicht-Risikopopulationen, bzw. Normwerten, zeigen jedoch beide Gruppen erhöhte Auffälligkeiten.